Zur grossen Begeisterung der beiden Hüttenchefs des Rifugio Marco e Rosa wollten wir 1h früher Frühstück haben als üblich. Ging natürlich nur mit Extra-Bitten und charmatem Werben von AlpinoF. Und eigentlich hatte es auch einen guten Grund. Wir wollten nicht wie alle anderen gemütlich von einem Bergführer über den Spallagrat auf den Piz Bernina geschleppt werden, sondern über Crast’Agüzza, die Bellavista und den Piz Palü spazieren. Allerdings machte uns das Wetter einen dicken Strich durch die Rechnung: statt des angesagten Sonnenscheins war Schneetreiben. Doof jetze. Wir warteten – sehr zum weiteren Missfallen der Hüttenchefs – das reguläre Frühstück ab und wanderten schliesslich durch den Schnee und die Wolken gen Osten. Nach dem ersten Serac bogen wir in Richtung Piz Zupo ab, gaben aber bald bei einer Sicht von unter 25m auf. Wir reihten uns in die Kolonne der Bergführer ein, die zum Fortezzagrat zog, bogen dann aber zur Fuorcla Bellavista 3688m ab. In dichten Wolken kraxelten wir schier endlos über die teils mit schmierigem Neuschnee bedeckten Felsen zum Piz Spinas 3823m und stiegen über den Firngrat hinauf zum Piz Palü 3900m. Als wir die Ostschulter hinunter stiegen, rissen die Wolken auf – allerdings nicht für lange: gerade als wir die Terrasse des Berghauses Diavolezza 2973m erreichten begann der Wolkenbruch. So viel zum „recht sonnigen Wetter“ von Meteoschweiz (das sie noch bis zum Abend für das Engadin prognostizierten). Gerade wegen der nicht optimalen Bedingungen war es aber eine eindrückliche Tour und ein gelungener Abschluss dieser erlebnisreichen Sommerferien.
Hochtour – WS+/II, ↗500m, ↘1000m, 6h.