AlpinoF hatte sich den Rothorngrat gewünscht, weil er den besten Fels bot und die Orientierung nach Süden nach den letzten Schneefällen sicherlich nicht ungünstig wäre. Und tatsächlich wurde diese Tour zu einem weiteren Highlight dieses intensiven und ereignisreichen Jahres.
Wir starteten zeitig als erstes aus der Hütte und waren zügig über den Rothorngletscher und die zwei brüchigen Steilstufen zu P.3761 aufgestiegen. Aufgrund eines trivialen Navigationsfehlers von AlpinoM fanden wir die Querung hinüber zum Ober Rothornjoch 3835m erst im zweiten Anlauf. Nach dem etwas brüchigen Aufstieg zum Joch begann der Kletterspass: über mehrere Türme, Gendarme und Aufschwünge kletterten wir den bald von warmen Sonnenlicht gefluteten Grat entlang.
Am Plattenturm, wo die eigentlichen Schwierigkeiten begannen, holten wir die 5er-Gruppe ein, die uns wegen des Verhauers überholen konnte. Es war eigentlich offensichtlich, dass wir schneller waren, aber freiwillig liessen sich uns nicht vorbei. Also mussten wir unter entsprechenden Kommentaren der beiden Führenden ein Überholmanöver lancieren (zum Glück verstanden wir die italienischen Kommentare der Gruppe nicht). Die geschriehen Seilkommandos der beiden Vorsteiger hallten in der Folge noch lange den Grat entlang und störten die Bergruhe doch empfindlich.
Die Schüsselstelle auf die Kanzel (4b) überwanden wir ohne Probleme und bald erreichten wir den Normalweg, über den wir die letzten Meter zum Gipfel des Zinalrothorns 4221m kletterten. Das Panorama auf die umliegenden Berge war atemberaubend und wir genossen die Momente am Gipfel – bis die lärmenden Italiener kamen. Der Abstieg über den Normalweg war dann eher zum Vergessen: das Couloir durch die Südflanke liess in Punkto brüchiger Fels und Steinschlag keine Wünsche offen; wir waren froh, als wir das hinter uns hatten. Glücklich und zufrieden über die gelungene Tour und die viele Eindrücke stiegen wir zur Rothornhütte und weiter nach Zermatt ab.
Hochtour – ZS+/4b, ↗1100m, ↘2600m.