Weilenmann-Rinne aufs Fluchthorn

Ist ja dann manchmal doch nicht so leicht, in der Nacht den Weg zu finden, zumal irgendeinen schmalen Wanderweg, der sich nicht viel von den Trampelpfaden der Tiere unterscheidet, die den Hang oberhalb von Marangun d’Urschai durchzogen. Als wir aber schliesslich den Weg mit den Markierungen gefunden hatten, ging’s zügig bergan durch den beginnenden Morgen. Nachdem sich der Weg nach Norden gewandt hatte, trafen wir auf die ersten Schneefelder, die uns bis zum Pass Futschöl 2767m begleiteten. Auf den nordseitigen Schneefeldern stiegen wir bis auf ca. 2550 ab und querten dann hinüber zum schmalen Weg, der uns an den Fuss der Südwand des Fluchthorns führte. In der schon recht warmen Morgensonne wurden die Steigeisen montiert und bald stiegen wir im unteren Teil über hart gefrorenen, weiter oben durch noch wenig gesetzten Schnee die Weilenmann-Rinne hinauf. Unterhalb der markanten Felsen zog eine frische Spur hinüber in den rechte Rinne, der wir weit nach rechts hinauf in die Felsen folgten. Die vier Berggänger trafen wir wenig später. Über leichte Kletterei (II-III) und über mit viel Schutt gedeckte Bänder stiegen wir hinauf auf den Grat. Schliesslich gelangten wir zu einem letzten, ca. fünf Meter hohen, recht ausgesetzten Turm; da AlpinoM keine Lust hatte, das Seil zu montieren, stiegen wir ca. 50m hinab und erklommen durch eine wunderbare Schneerinne den höchsten Punkt des Fluchthorns 3399m.

Es war ein herrlicher Tag, die Luft war ausgesprochen klar und die Fernsicht überwältigend. Schade, dass man bei den schon recht hohen Temperaturen nicht länger verweilen konnte. Zügig stiegen wir durch teils schon ziemlich weichem Schnee die Rinne hinab und genossen bald darauf den Fahrtwind im Abstieg zur Brücke bei P.2496. Ein kleines, kühles Lüftchen sorgte beim anschliessenden Gegenanstieg zum Flutschölpass für Erfrischung. Bald darauf trabten wir über die Schneefelder und den Wanderweg hinab zum Biwakplatz. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast machten wir uns auf den Weg nach Ardez; wegen der zunehmenden Hitze (schliesslich 30 Grad in Ardez) wurde es der anstrengendste Teil des Tages.

Hochtour – 11. Juni 2017, T3/ZS, ↗1650m, ↘2050m, 10h15min;
Abmarsch 3:33 Uhr, Gipfel 9:05 Uhr, retour Biwak 12:50 Uhr, Ardez 16:10 Uhr.