Epischer Nadelgrat

Kalt war’s nicht, als wir um 02:40 Uhr in die sternenklare Nacht traten und auf dem Klettersteig zum Gletscher abstiegen. Die Katzenaugen und Steinmännchen wiesen uns den Weg über ein schmales Grasband unterhalb von P.3028 in das breite Tal zwischen P.3028 und P.3192. Über viel Schutt und Geröll ging’s auf Wegspuren ziemlich steil hinauf zum Grat; kurz darauf passierten wir das Galenjoch 3303m und erreichten bei P.3373 schliesslich den NW-Grat des Dirruhorns (ca. 2h). Die Dämmerung war gerade angebrochen, als wir die Kletterausrüstung montieren und im anbrechenden Tag die Kraxelei auf dem Grat begannen. Steile, herrlich zu kletternde Aufschwünge (zwischen I und III) wechselten sich ab mit schotterigen und brüchigen Passagen. Der Weg auf dem Grat war eindeutig zu finden, die Stellen, an denen man in die Flanke ausweichen musst, erkannte man an kleinen Steinmännchen, Wegspuren oder Steigeisenkratzern. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir das Chli Dirruhorn 3890m passierten und nach kurzem Abseilen die Selle 3859m erreichten. Über zwei schwierigere Aufschwünge erreichten wir endlich den höchsten Punkt des Dirruhorns 4035m. Uff, diese 5h30min waren episch, aber sehr abwechslungsreich und spannend; die spontane Schlappigkeit von AlpinosM unterhalb des Chli Dirruhorns kostete allerdings ca. 30min. Über den Blockgrat stiegen wir hinunter zum Dirrujoch 3912m und mit Schwung Block- bzw. Firngrat mit ansprechenden Kletterpassagen hinauf zum Hobärghorn 4219m. Über Schnee hinab zum Hobärgjoch 4144m und dann kletterten wir den letzten Gratabschnitt hinauf zum Stecknadelhorn 4241m (ca. 3h vom Dirruhorn). Nach kurzer Rast querten wir unter dem Nadelhorn vom Stecknadeljoch durch die steile Nordflanke zum NO-Grat des Nadelhorns und stiegen auf dem Normalweg zum Mischabelhütte 3335m ab. Eine impossante und ansprechende Tour, die keine Wünsche offenlässt. Und nun haben wir endlich auch das Dirruhorn abgehakt, das wir vor vier Jahren wegen der Begegnung von AlpinoF mit einem Stein im Couloir zum Dirrujoch auslassen mussten.

Hochtour – 17. Juli 2017, ZS/III, ↗1700m, ↘1150m (11h20min).