Manchmal soll es nicht sein… am Vorabend hatten wir noch voller Vorfreude vor unserem Biwak gesessen und den langen Grat über den Linard Pitschen zum Piz Linard, den SO-Grat des Piz Linard und den Abstieg durch die Südflanke bei fast wolkenlosem Himmel studiert. In der Nacht hatte es allerdings zu regnen begonnen und als uns um 4 Uhr der Wecker aus einem unruhigen Schlaf riss, war die Lust aus dem warmen Schlafsack in die kalte Nässe nach draussen zu krabbeln gleich Null. Da der Himmel noch mit dichten Wolken verhangen war, beschlossen wir, noch eine Stunde abzuwarten.
Als wir uns gegen sechs Uhr auf den Weg machten, waren die Aussichten aber auch nicht wirklich anders. Wir erreichten den Gratrücken bei P.2543 und begannen unseren Weg nach Norden. Bald wurde der Gurt montiert, das Seil blieb allerdings noch verpackt. Der Fels war teils noch feucht vom Regen der Nacht, aber wir kamen bis zur Abseilstelle gut voran und erreichten kurz darauf den Linard Pitschen 2976m. Nun begann es allerdings zu Graupeln, es bildete sich ein leicht schmieriger Schneeüberzug auf den Felsen und der kalte Wind nahm unangenehm zu. Wir überkletterten die letzten Türme und seilten dann in die Scharte vor dem SO-Grat ab.
Das Wetter war nun nicht mehr allzu gut, der Wind fegte Wolkenfetzen und Graupelschauer über den Berg. Wir beschlossen, die Tour hier abzubrechen und stiegen durch das schmale, noch gut mit Schnee gefüllte Couloir hinab. Anschliessend querten wir entlang der Flanke nach Westen bis zur Normalroute. Allerdings hatte sich das Wetter immer noch nicht gebessert, ein Aufstieg über die Normalroute im weichen Schnee und dichten Nebel schien uns nicht mehr allzu attraktiv. So kehrten wir dem Piz Linard für heute den Rücken und stiegen hinab zum Biwak. Nach einer kurzen Rast genossen wir dem Abstieg nach Lavin.
20. Juni 2020 – Alpinwanderung/Klettern III; Tour mit Conny.
Am Beginn des Grates Blick die Normalroute hinauf Rückblick