Der lange Weg auf den Antelao

Ein herrlicher Morgen begrüsste mich, als ich mich um kurz nach sechs auf den Weg bergan machte. Durch die kühle Luft lief ich auf dem Schotterweg hinauf zum Rifugio Scotter und schlängelte mich dann die zahllosen Serpentinen hinauf zwar Forcella Picolla 2110m. Hier bog ich rechts ab und stieg alsbald durch viel Geröll und über ein Schneefeld hinauf zu den Bändern, die den Kessel rechts begrenzen. In interessanter Kraxelei entlang der roten Punkte erreichte ich bald den Nordgrat.

Nun wurde das Gelände unwegsamer; über Geröll, karstartige Blöcke und Rinnen und die ein oder andere Felsstufe erreichte ich den kleinen Einschnitt im Grat. Ein beherzter Zug war nötig, um die oberen Platten zu erreichten, über die ich schliesslich das Bergsturzgebiet von 2014 erreichte. Die freigelegte Platte neigt sich 30–40 Grad bergauf und ist teils mit Schutt und Geröll überzogen. Ich stieg entlang einem Riss hinauf an die Kante, der ich bis zu den Felstürmen am oberen Ende der Platte folgte. Stellenweise fühlte ich mich an die Kletterei an den Grimselplatten erinnert, nur eben ohne Bohrhaken.

Über einige Stufen erreichte ich schliesslich den Gipfelaufbau, der einige überraschend interessante Kletterei bot – allerdings nicht immer im besten Fels. Nach vier Stunden hatte ich schliesslich den Gipfel erreicht und bewunderte die umliegenden Berge. Diese wurden allerdings bereits von zahlreichen Quellwolken eingehüllt. Der kalte Wind tat sein übriges, mich bald wieder vom Gipfel zu vertreiben.

Der Abstieg über die Platten gestaltete sich psychologisch teils recht interessant; der Kies rutschte unter meinem Schuhen und auch die griffigen Passagen erforderten beherztes Gehen. Im Kessel unterhalb des Grates genoss ich das Abgleiten auf einem Schneefeld und grüsste nochmals die fünf Steinböcke, die immer noch gemütlich in der Sonne frassen. Schliesslich lief ich auf dem Wanderweg hinab ins Tal.

23. Juli 2021 – Alpinwanderung T5/II, Aufstieg 2200m, 4h, Abstieg 3h15min