Mount Hood

Bereits um sieben Uhr waren wir von Portland aus unterwegs nach Osten; nach nicht einmal einer Stunde erreichten wir auf einer zunehmend mit Schneematsch bedeckten Strasse Government Camp und fuhren nun vorsichtig auf der weiss-geräumten Strasse bergan. Alles war tief verschneit, die Schneewände an den Seiten türmten sich schliesslich fast drei Meter auf. Wir mussten noch etwas warten, bis für europäische Verhältnisse völlig überdimensionierte Frontlader und Schneefräsen den Schnee von der Strasse geräumt hatten, dann trafen wir auf dem Parkplatz bei der Timberline Lodge ein. Felle wurden verklebt, die Permit ausgefüllt, die Rucksäcke vergurtet, dann starteten wir in den stahlblauen Himmel. Zumindest fühlte es sich so an. Gut ausgeruht und wohl genährt nach zwei Wochen Schlaf-Kaffee-Burger-Programm zogen wir unsere Spur ein gutes Stück östlich des Magic Mile-Sesselliftes durch den interessanten Schnee: zunächst noch etwas pulvrig, bald aber windgepresst und eisig, gekrönt von Windfiguren und Rillen. AlpinoM hatte einige Mühe, das hohe Tempo von AlpinoF mitzuhalten, offenbar waren die Burger bei AlpinoM nicht vollständig in Beinkraft umgewandelt worden. Etwas unterhalb der Devils Kitchen mussten wir die Skier für ca. 100 m tragen, da ein Weiterkommen auf dem vereisten, zerfurchten Schnee mit Skiern nicht möglich war. Dann aber wurde der Schnee schlagartig besser. Wir umrundeten den kleinen, mit gelben Schwefelablagerungen verzierten Kater, aus dem nach Schwefelwasserstoff-riechende Gase ausströmten und liefen auf den Katerrand zu. Riesige Pilzformationen aus Schnee türmten sich über uns auf, als wir hinauf zum Skidepot stiegen.

Durch eine recht schmale Rinne stiegen wir durch die Schneepilze hinauf zum höchsten Punkt des Mount Hood 3429m – und plötzlich war die Sicht frei auf die Umgebung: ein Wolkenmeer erstreckte sich schier endlos nach Westen zum Pazifik, nach Osten und Norden erstreckten sich Wälder bis zum Horizont. Im Norden thronten Mount Saint Helens und Mount Rainier, im Süden stiess Mount Jefferson aus der Wolkendecke. Überwältigt von der Szenerie sassen wir im Schnee und konnten es nicht recht fassen, dass wir es am letzten Tag unseres verkorksten und verregneten Urlaubs doch noch hier hinaufgeschafft hatten. Nachdem wir einige Minuten in sentimentalen Gefühlen geschwelgt hatten vertrieb uns der eiskalte Wind vom Gipfel. Wir stiegen hinab durch die Rinne zum Skidepot und dann ging’s durch etwas Pulver und unterhalb der Devils Kitchen durch netten Sulz in riesigen Bögen zum Parkplatz bei der Timberline Lodge hinab. Und während AlpinoF glücklich durch den Schnee düste, hatte AlpinoM im tiefen und jetzt ziemlich nassen Schnee kurz vor dem Auto sogar noch das Glück, den ersten Full-Impact-Face-Plant auf amerikanischen Boden hinzulegen. Was für ein grandioses Finale eines vielfältigen Urlaubs!

Auf dem Weg nach Seattle hatten wir jede Menge zu besprechen und waren bereits tief in der Planung des nächsten Urlaubs in Washington und Oregon versunkten, als wir schliesslich im Hostel eintrafen. Der Rückflug verlief ohne Zwischenfälle und auf die Minute pünktlich trafen wir wieder in Zürich ein – eigentlich langweilig, wenn alles glatt geht 😉

Reise/Skitour – 28. April 2017, ZS, ↗1500m, 3h30min.