Um ca. viertel nach fünf verliessen wir die Monte-Rosa-Hütte 2795m in den noch trüben Tag. Nachdem sich die morgendlichen Graupelschauer verzogen hatten erstrahlte der Tag zwar in seiner vollen Pracht und die Sonne erleuchtete mit ihren warmen Strahlen die umliegenden Berggipfel – nur leider nicht uns. Der Anstieg über den Monte-Rosa-Gletscher liegt bis in den Vormittag im tiefen Schatten und bald stapften wir dick eingepackt durch die eisige Kälte. Auf ca. 4000 m auf der Satteltole verliessen wir die frische Spur hinüber zum Sattel 4356m und querten, verblasenen Spuren folgenden, von rechts kommend in den Serac. Den ersten grossen Riss, der quer über fast die ganze Breite des Gletschers läuft, querten wir steil in drei Spitzqueren auf der äussersten rechten Seite. Dann wühlten wir uns durch ca. 1 m schweren Pulverschnee zum Eiskanal, der den Weg durch den zweiten Abbruch erlaubt. Mit etwas Mühe befreiten wir die stabile Eiszunge vom Triebschnee und konnten so, die Frontzacken der Steigeisen voran, in den Eiskanal gelangen. Nach etwa 20 m standen wir wieder im flachen Gelände und erreichten bald darauf den Silbersattel 4515m. Rechts über uns turnten einige Bergsteiger bereits zum Gipfel der Dufourspitze. Pickel und Steigeisen waren auf dem weiteren Weg kein Luxus: der Grat bestand mehr aus Eis als aus Firn. Der Blick hinab zur mehr als 2500m unter uns liegenden Alpe Pedriola war eher abstrakt denn real, aber mahnte zur Vorsicht. Eine gefühlte Ewigkeit später hatten wir die leicht verschneiten Gipfelfelsen erreicht und nach insgesamt 6h30min hatte der lange Weg zum Nordend 4609m ein Ende.
Über unseren letzten Gipfel der Monte-Rosa-Gruppe freuten wir uns allerdings erst, als wir erschöpft am Skidepot zurück waren. Nach kurzer Abfahrt wurde wieder die Steilfirn-Montur angelegt, um durch den Eiskanal zu steigen. Der teils schöne Pulver und später Firnschnee belohnte uns für die Strapazen des Aufstiegs. Den Rest der Tour haben wir schon wieder vergessen: den Kack-Schnee auf der Abfahrt zum Gletscher, den Matschschnee auf dem selbigen, das 2hige Rumgemache durch den nur mit wenig Matschschnee bedeckten Gornergletscher und den länglichen Aufstieg zum Rotenboden, den wir nach 12h Tour um 17:20 Uhr erreichten – 3min bevor die Bahn nach Zermatt uns wieder in die Zivilisation zurückbeförderte. Was bleibt: die dritte Strapazi-Skitour in der Monte-Rosa-Gruppe war wieder ein Erlebnis und hinterliess dauerhafte Erinnerungen.
Skitour – 13. Mai 2017, ZS, ↗2100m, ↘2100m, 12h.