Was für ein Berg, was für eine Tour! Es ist schwer, alle Erlebnisse dieses Tages in Worte zu fassen, also erstmal die Fakten: Start um 4:50 Uhr von der Cabane de la Dent Blanche 3507m mit sechs anderen Seilschaften bei noch kräftigem, kalten Wind. Zügig ging’s die Felsen hinauf zum Gletscher und über das teils blanke Eis steil empor zur Wandfluelücke 3701m (die Brücken über den Spalten trugen gerade so). Dann über den herrlichen Blockgrat und einer steilen Firnpassage zu P.3907. Über dem Gebiet hingen noch dichte Wolken, die Strahlen der aufgehenden Sonne tauchte die Berge in magisches Licht. Zum Glück liess der Wind jetzt merklich nach. Die Traverse zum Couloir westlich des Grand Gendarmen 4097m war bereits schneefrei, im Couloir selbst waren die Felsen trocken und die Schneereste erleichterten das Aufsteigen. Ein unnötiges Überholmanöver einer Seilschaft sorgte für etwas Unfrieden, zumal diese bei der ersten schwierigen Kletterstelle etwas trödelte. Die Kletterei direkt am Grat über die trockenen Türme war herrlich, sobald man aber etwas in die Flanke queren musste, lag teils noch wenig gefestigter Schnee. Schliesslich konnten wir die Seilschaft wieder überholen und kletterten zügig über die verbleibenden Türme. Die beiden Traversen in der westlichen Flanke leicht unterhalb des Grates waren in 15-20cm frischem Schnee nicht ganz trivial, dann aber hatten wir die Schwierigkeiten hinter uns gelassen und stiegen die letzten Meter hinauf zum höchsten Punkt der Dent Blanche 4357m. Bei nur leichtem Wind genossen wir den Moment und die herrliche Aussicht auf die umliegenden Berge. Dann machten wir uns an den Abstieg. Wo es ging kletterten wir ab, sonst wurde abgeseilt. Die Sonne vertrieb die Wolken und bei angenehmen Temperaturen erreichten wir die Wandfluelücke und trafen um 13:40 Uhr wieder bei der Hütte ein. Da von Westen dicke, dunkle Wolken heranzogen, machten wir uns nach einem kühlen, koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk an den Abstieg ins Tal. Mit dem ersten Donnergrollen erreichten wir Ferpecle und kurz nachdem wir unsere Ausrüstung im Alpino-Mobil verstaut hatten, begann es zu regnen.
Was genau das tollste war an der Tour? Schwer zu sagen. Die Morgenstimmung war grossartig; die Kletterei im festen Fels war wirklich genial, auch wenn die Steigeisen den Klettergenuss etwas schmälerten; und der Schnee sorgte für einen besonderen Eindruck. Das Steigen mit den anderen Seilschaften war für einmal sehr angenehm: alle waren bei der Sache, kletterten zügig und ohne unnötiges Blabla; und vor allem waren keine stressigen Bergführer unterwegs. Alles in allem hat es gepasst für uns!
Hochtour – 29. Juli 2017, ZS/III, ↗850m (3h55min), ↘2550m (zur Hütte 4h20min, ins Tal 3h).