Im Mondlicht zum Aletschhorn

Trotz des vollen Lagers hatten wir gut geschlafen und starteten so ausgeruht um 3:15 Uhr an der Oberaletschhütte in die sternklare Nacht. In wenigen Minuten hatten wir den vom Vollmond hell erleuchteten Gletscher erreicht und liefen zügig auf das Aletschhorn zu. Die beiden grossen Gruppen vor uns zogen bereits eine Spur durch den harten Schnee hinauf auf die nächste Gletscherstufe auf ca. 3000m. Bald hatten wir die Gruppen hinter uns gelassen und liefen der ersten Seilschaft hinterher. Der Aufstieg durch den zweiten Aufschwung war gut machbar und so erreichten wir um 6:50 Uhr das Skidepot auf dem SW-Grat. Der Aufstieg über den Grat war weniger anspruchsvoll als erwartet, das Couloir ausreichend mit Trittschnee gefüllt und gut zu begehen, der obere Teil des Rückens war schneefrei und die Kraxelpassagen gut zu machen. Einzig der eiskalte Wind, der von Osten her über den Grat fegte, wurde manchmal etwas lästig. Um 8:45 Uhr standen wir schliesslich am Gipfel des Aletschhorns 4193m. Etwas unterhalb des Gipfelkreuzes fanden wir eine weniger dem windausgesetzte Stelle und wärmten uns in der Frühlingssonne.

Im Abstieg mussten wir die mehr als 40 anderen Tourengeher passieren, die heute ebenfalls den Berg bestiegen – zum Glück führt die Route ja nirgends über wirklich ausgesetztes Gelände und wir konnten meist ohne Warten gut vorbei. Schliesslich erreichten wir das Skidepot. AlpinoM beklagte hier den Verlust einer Schnalle am linken Skischuh, die wohl durch das Klettern im Fels total verbogen war. Wenig später – wir hatten gerade eine kurze Rast auf dem Gletscher in der Sonne gemacht – brach die Feder des Schnappers einer Skibindung von AlpinoM’s; Folge: Abfahren mit einer Skibindung in Aufstiegsposition. Nun war die sonst störende Rücklage recht vorteilhaft, um den Ski in den Kurven in der Spur zu halten. Nach Verlust eines Packbeutels erreichten wir schliesslich wieder den Zusammenfluss von Oberaletsch- und Beichgletscher und stiegen wieder hinauf zu Hütte.

Die Wanderung über den von Mond erleuchteten Gletscher und durch den Sonnenaufgang war das heute atemberaubend. Trotz der Materialschäden eine interessante Tour auf einen eindrücklichen Gipfel. Allerdings fanden wir die Route nur wenig ansprechend: die Kletterei war wenig anspruchsvoll, der Fels an vielen Stellen brüchig und es lag viel loses Zeug herum. Das nächste Mal kommen wir von der anderen Seite – wenn die Gletscher nicht vorher ganz wegschmelzen.

Skitour – 20. April 2019; ↑1700m/5h30min, total 9h, Alpinos.