Über den Südgrat auf’s Lagginhorn

Wegen des zweifelhaften Wetters mussten wir die ganz grossen Pläne für diese Woche aufgeben und entschieden uns für eine Plaisir-Variante. Am Nachmittag des Vortags waren wir mit der Bahn zum Hohsaas-Bergrestaurant gefahren und hatten die Aussicht auf das heraufziehende Gewitter genossen. Die Mischabelgruppe hielt wohl einen Grossteil der Störung ab, bei uns kam daher nicht viel Niederschlag an – gute Voraussetzungen für den morgigen Tag.

Die Nacht war sternenklar als wir uns um 4:25 Uhr auf den Weg machten. Nach kurzweiligem Marsch standen wir um 5:30 Uhr im Lagginjoch 3498m und kraxelten anschliessend mit den ersten Sonnenstrahlen den unteren Gratabschnitt hinauf. Nur der eiskalte Wind störte die Idylle etwas. Bald hatten wir den ersten Aufschwung erreicht und montierten das Seil. In anregender und abwechslungsreicher Kraxelei und Kletterei düsten wir hinauf bis zum ersten Gendarmen. Hier änderte sich der Charakter der Tour: auf der Westseite lag eine dünne Neuschnee-Schicht der vergangenen Nacht, zusammen mit dem starken Wind und den Wolkenfetzen kamen Erinnerungen an den Winter auf. Nachdem wir die Abseilstelle überwunden hatten, wechselten wir auf Steigeisen und setzen unseren Weg, leicht gebremst durch die Verhältnisse, fort. Nach etwas über vier Stunden Kletterei hatten wir den Gipfel des Lagginhorns 4010m erreicht.

Über den folgenden Abstieg über den Normalweg braucht man nicht viele Worte verlieren, wir folgten immer den tiefen Spuren und zerkratzen Felsen hinauf auf den hoch mit etwas Schnee bedeckten Lagginhorngletscher und traversierten schliesslich zum Hohsaas zurück. Der Abstieg war insgesamt angenehmer, als ich ihn in Erinnerung gehabt hatte und ein guter Abschluss einer interessanten Tour! Danke an Andreas für die tolle Teamarbeit!

23. Juli 2020 – Hochtour, ZS/III; ↑900m, 5h30min (davon 4h am Grat); ↓2h. Tour mit Andreas.